Das Problem der IDPs
Von Franziska Bauer
Während ich für einen anderen Artikel über Flüchtlinge recherchierte, stolperte ich über ein Thema, das seit Jahren in den Statistiken verschwindet und (zu) wenig Erwähnung in Artikeln über diesen Topos findet: Internally Displaced People, kurz IDPs. Das ist der Grund, warum ich zumindest einen kurzen Überblick über die Problematik geben möchte.
Das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) definiert IDPs als Personen, die ihr zu Hause aufgrund von Konflikten oder Naturkatastrophen verlassen mussten, aber innerhalb der Grenzen ihres Landes geblieben sind. Nach Angaben des IMDC befinden sich derzeit 27 Millionen Menschen auf der Flucht in ihrem eigenen Land – und dies zaehlt nur diejenigen, die aufgrund politischer Auseinandersetzungen flohen.
In den Schlagzeilen liest man oft über die prekäre Situation der Flüchtlinge, die von einem Land ins andere, von einer Station zur anderen, drängen beziehungsweise gedrängt werden. Deren Situation soll hier nicht heruntergespielt werden, doch werden diejenigen, die unter schwierigsten Umständen in einheimischen Flüchtlingscamps leben, normalerweise in diesen Berichten vernachlässigt.
Ein Grund, warum IDPs wenig Aufmerksamkeit in den Medien bekommen, könnte die schwierige Bestimmbarkeit von deren tatsächlicher Anzahl sein. Der Internetauftritt des Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) gibt Anstoß zu dieser Vermutung: Die UNHCR gibt gemischte und verwirrende, man könnte gar sagen, verzerrte, Signale uber das IDP-Problem in der Russischen Föderation. In der Statistik erscheinen IDPs überhaupt nicht – im Gegensatz zu 178 000 staatenlosen Personen. Andererseits heißt es auf deren Webseite, dass internes “Displacement” eine große Herausforderung in Osteuropa (der Teil, der der Russischen Föderation angehört) darstellt. Allein in der Kaukasusregion gäbe es bis zu einer Million solcher Fälle.
Die UNHCR verspricht weiters Langzeitlösungen wie die Rückkehr in die Heimat und lokale Integration, wo möglich. Außerdem will die Behörde die Einbindung der jeweiligen Regierung fördern.
Der Südsudan kämpft als ohnehin krisengebeuteltes Land mit einer Anzahl von mehr als 400 000 IDPs (zusätzlich zu “nur” 220 000 Flüchtlingen, die das Land bereits verlaßen haben). Zusätzlich zu den Binnenflüchtlingen hat der Südsudan allerdings mit Flüchtlingswellen aus der Zentralafrikanischen Republik, dem Sudan, dem Kongo und Äthiopien zu kämpfen. Flüchtlingscamps warden laufend erweitert und neue etabliert. Die UNHCR hat die Kosten für die Bewältigung dieses Problems – Wohn-und Bildungspläne sowie eine Gewährleistung der Sicherheit) auf über 230 Millionen US Dollar veranschlagt.
Lässt man sich diese Summe auf der Zunge zergehen, im Wissen, dass es sich nur um ein einziges Land handelt, der/ die bekommt vielleicht ein Gespür dafür, wie immens diese gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Problematik eigentlich ist. Weltweit. Denn man muß nicht so weit wie Zentralafrika blicken, um die Schwierigkeiten zu sehen, die im Moment unter der Oberfläche vieler Nationalstaaten brodeln.
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